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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442370221
Sprache: Deutsch
Umfang: 509 S.
Format (T/L/B): 3.6 x 18.3 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Er kam aus der Steppe - und erschütterte die Welt! Der packende zweite Roman einer farbenprächtigen Saga um Dschingis Khan! Ein atemberaubendes historisches Lesevergnügen - fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Nach jeder gewonnenen Schlacht wächst die Streitmacht des Dschinghis Khan. Er eint die Stämme der Steppe, die sich seit Jahrhunderten bekämpft haben, gegen einen gemeinsamen Feind: das Kaiserreich China. Auf dem Ritt durch die Wüste Gobi muss der junge Feldherr lernen, eine Armee zu befehligen, der tausende Männer unterschiedlicher Rassen und Religionen angehören. Endlich erreicht er die Tore der Hauptstadt Chinas - und der eigentliche Kampf beginnt.

Leseprobe

»Siehe, es kommt ein Volk von Norden her; viele Völker werden vom Ende der Erde sich aufmachen. Die haben Bogen und Speer; sie sind grausam und unbarmherzig; ihr Geschrei ist wie das Brausen des Meeres; sie reiten auf Rossen, gerüstet als Kriegsleute.« Jeremia, 50, 41-42 Prolog Der alte Khan der Naiman zitterte in dem Wind, der über den Berg pfiff. Weit unten stellte sich die Armee, die von ihm versammelt worden war, jenem Mann entgegen, der sich den Namen Dschingis Khan gegeben hatte. Über ein Dutzend Stämme standen entlang der Ausläufer der Berge Seite an Seite mit den Naiman, während der Feind wieder und wieder angriff. Der Khan hörte zwar das Rufen und Schreien durch die klare Bergluft, doch war er beinahe erblindet und vermochte die Schlacht nicht mit den eigenen Augen zu verfolgen. »Berichte mir, was vor sich geht«, murmelte er seinem Schamanen zu. Kökötschü hatte das dreißigste Jahr noch nicht erreicht, und über seine scharfen Augen hatte sich der Schatten des Schmerzes gelegt. »Die Dschadschirat haben die Bogen und Schwerter niedergelegt, Herr. Ihr Mut hat sie verlassen, wie du es vorausgesagt hast.« »Sie ehren ihn mit ihrer Furcht zu sehr«, erwiderte der Khan und zog das Deel enger um die knochige Gestalt. »Berichte mir von meinen Naiman: Kämpfen sie noch?« Lange Zeit antwortete Kökötschü nicht, sondern betrachtete nur das wogende Gewühl der Männer und Pferde dort unten. Dschingis hatte sie überrascht: In der Dämmerung war er im Grasland aufgetaucht, obwohl er ihren besten Kundschaftern zufolge noch Hunderte von Meilen hätte entfernt sein sollen. Mit der Härte siegesgewohnter Männer waren seine Krieger über das Bündnis der Naiman hergefallen, und doch hatte sich eine Gelegenheit geboten, den Ansturm zum Halt zu bringen. Kökötschü verfluchte im Stillen die Dschadschirat, denn sie hatten so viele Männer aus den Bergen mitgebracht, dass er sogar einen Sieg gegen den Feind für möglich gehalten hatte. Dieses große Bündnis, vor wenigen Jahren noch unvorstellbar, hatte jedoch nur bis zum ersten Angriff Bestand. Danach zerbrach es durch die Macht der Angst. Die Dschadschirat hatten den Rückzug angetreten. Nun fluchte Kökötschü, denn er musste mit ansehen, wie sich manche der Männer, die mit seinem Khan in die Schlacht gezogen waren, nun gegen ihre Brüder wandten. Sie hatten die Seelen von Hunden, die mit dem Wind liefen, wenn er am stärksten wehte. »Noch kämpfen sie, Herr«, sagte er schließlich. »Sie stemmen sich gegen den Angriff. Ihre Pfeile finden Dschingis' Männer.« Der Khan der Naiman faltete die knochigen Hände so fest, dass die Knöchel weiß wurden. »Das ist gut, Kökötschü, aber ich sollte zu ihnen hinuntergehen und ihnen den Mut stärken.« Der Schamane warf dem Mann, dem er diente, seit er das Erwachsenenalter erreicht hatte, einen aufgeregten Blick zu. »Das wäre dein Tod, Herr. Ich habe es gesehen. Deine Gefolgsleute werden diesen Hügel selbst gegen die Seelen der Toten verteidigen.« Er verbarg die Scham. Der Khan hatte seinem Rat vertraut, doch während Kökötschü erlebte, wie die ersten Reihen der Naiman brachen, sah er seinen eigenen Tod auf singenden Pfeilen heranschwirren. Er wollte nur fort von hier. Der Khan seufzte. »Du hast mir gut gedient, Kökötschü. Ich war dankbar. Berichte mir, was du siehst.« Kökötschü holte scharf Atem, ehe er antwortete. »Dschingis' Brüder haben sich jetzt in die Schlacht gestürzt, einer führt einen Angriff gegen unsere Flanken. Er dringt tief in unsere Reihen vor.« Nun zögerte er und biss sich auf die Lippe. Wie eine brummende Fliege sauste ein Pfeil aufwärts zu ihnen und bohrte sich wenige Fuß vor ihnen bis zu den Federn in den Boden. »Wir müssen weiter nach oben steigen, Herr«, sagte er und erhob sich, ohne den Blick von dem brodelnden Gemetzel dort unten abzuwenden. Der alte Khan ließ sich von zwei Kriegern auf die Beine helfen. Mit kalten Mienen betrachteten sie die Vernichtung ihrer Freunde und Brüder, doch auf Kökötschüs Geste hin führten sie den alten Mann