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Zeitgeschichte als Geschlechtergeschichte

Neue Perspektiven auf die Bundesrepublik, Geschichte und Geschlechter 62

Erschienen am 10.09.2012, 1. Auflage 2012
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593397429
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 21.4 x 14.1 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

InhaltsangabeInhalt Einführung Die Bundesrepublik aus geschlechterhistorischer Perspektive Julia Paulus, Eva-Maria Silies und Kerstin Wolff11 Nachkrieg und Geschlechterordnung Kriegerwitwen und >Töchter ohne Väter< in der Bundesrepublik Lu Seegers31 Gegen den politischen Trend: Der Beitrag der SPD-Frauen zur Durchsetzung des Gleichberechtigungsgebots Angela Pitzschke52 Friedensklärchens Feindinnen. Klara-Maria Fassbinder und das antikommunistische Frauennetzwerk Irene Stoehr69 Kommentar: Nachkriegszeit und Geschlechterordnung Kirsten Heinsohn92 Segregierte Berufswelten "Was ist Diskriminierung?" - Professorinnen ringen um ein hochschulpolitisches Konzept (1949-1989) Christine von Oertzen103 Berufene Arbeit? Zur Berufsausbildung junger Frauen in der Bundesrepublik Julia Paulus119 Teilhabe und Ausgrenzung: Das Beispiel bundesdeutscher Unternehmerinnen (1954-1989) Christiane Eifert144 Kommentar: Brüche, Ungleichzeitigkeiten, Kontinuitäten: Zum Verhältnis von Bildung, Arbeit, Profession und Geschlecht Mechthild Bereswill160 Vereinbarkeit von Beruf und Familie Mehr Möglichkeiten für Mütter? Die Erziehungsgelddebatte und die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in Westdeutschland Sarah Summers169 Reformen und Krisen: Ganztagsschule und Frauenerwerbsarbeit in der Bundesrepublik Monika Mattes179 Sexualitäten und Körper Erfahrungen des Bruchs? Die generationelle Nutzung der Pille in den sechziger und siebziger Jahren EvaMaria Silies 205 Frau Muskeltyp, Herr Hexe und Fräulein Butch? Geschlechtlichkeiten und Homosexualitäten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Benno Gammerl225 Kommentar: Geschlechtlichkeit und Sexualität aus körpergeschichtlicher Perspektive PeterPaul Bänziger246 Partizipation und Protest Ein Traditionsbruch? Warum sich die autonome Frauenbewegung als geschichtslos erlebte Kerstin Wolff257 Protestieren und Polarisieren: Frauenbewegung und Feminismus der 1970er Jahre in München Elisabeth Zellmer276 Von der Politisierung des Privatlebens zum neuen Frauenbewusstsein: Körperpolitik und Subjektivierung von Weiblichkeit in der Neuen Frauenbewegung Westdeutschlands Imke Schmincke297 Kommentar: Allgemeine Geschichte und Feminismusgeschichte: Die Frauenbewegung in der Geschichte der Bundesrepublik Kristina Schulz318 Autorinnen und Autoren329 Personenregister334

Autorenportrait

Julia Paulus, Dr. phil., ist wissenschaftliche Referentin am Institut für westfälische Regionalgeschichte und Lehrbeauftragte für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster. Eva-Maria Silies, Dr. phil., ist Forschungsreferentin an der Freien Universität Berlin. Kerstin Wolff, Dr. phil., ist wissenschaftliche Referentin bei der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel.

Leseprobe

Angesichts dieser Befunde ließe sich bereits an dieser Stelle der Beweis einer "Nicht-Einheit der Geschichte" führen, wollte man lediglich die Korrektivfunktion der Analysekategorie Geschlecht innerhalb des Mainstreams der historischen Forschung bemühen. Stattdessen wagen wir den Versuch einer engagierten und zum Teil kontrovers geführten Diskussion über den einen Weg oder die vielen Pfade einer Geschlechtergeschichte als Zeitgeschichte. Das Ergebnis dieses Experiments dokumentiert dieser Tagungsband. Vorgestellt werden 13 Studien aus fünf Forschungsfeldern der aktuellen zeithistorischen Geschlechterforschung sowie vier reflektierende Kommentare zu den verschiedenen Themen- und Methodenzugängen. Unter der Überschrift: Nachkrieg und Geschlechterordnung verhandeln Lu Seegers, Angela Pitzschke und Irene Stoehr - flankiert von einem Kommentar von Kirsten Heinsohn - grundlegende Problemfelder der sich neu konstituierenden westdeutschen Gesellschaftsordnung. So kann Lu Seegers in ihrem Beitrag zu Kriegerwitwen und deren Töchtern anhand von Interviews nachweisen, dass der Umgang mit dem Verlust des Vaters nachhaltigen Einfluss auf das Geschlechter- und Partnerverständnis eines großen Teils der weiblichen (Nach-)Kriegsgeneration besaß. Welche (partei-)politischen Faktoren Einfluss auf den - nicht selten - mühsamen gesellschaftlichen Wandel der Geschlechterordnung in Richtung Gleichberechtigung hatten, untersucht Angela Pitzschke in ihrem Beitrag zur Politik der Sozialdemokratie. Irene Stoehr macht in ihrer Studie zu der Friedensaktivistin Klara-Maria Fassbinder deutlich, dass nicht zuletzt die - strikt antikommunistisch ausgerichtete - staatsbürgerliche Arbeit der Frauenverbände nicht nur zu einer Verfestigung, sondern auch zu einer Diversifizierung von weiblichen Geschlechterrollen beitrug. Der zweite thematische Block, der Beiträge von Christine von Oertzen, Julia Paulus und Christiane Eifert sowie einen Kommentar von Mechthild Bereswill enthält, beschäftigt sich unter der Überschrift Segregierte Berufswelten mit den Themen (Aus-)Bildung und (Erwerbs-)Arbeit. Während Christine von Oertzen das Ringen der berufspolitischen Selbstorganisation von Akademikerinnen untersucht, fragt Julia Paulus nach zählebigen Geschlechterordnungsvorstellungen in den Organisationsstrukturen der dualen Ausbildung von weiblichen Lehrlingen. Weniger mit Fragen der Organisation als der Identifikation beschäftigt sich Christiane Eifert in ihrem Beitrag zu westdeutschen Unternehmerinnen, in dem sie nach ambivalenten Repräsentationen von weiblichen Vertretern des Wirtschaftsbürgertums fragt. Das auch aktuell diskutierte Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht im Mittelpunkt des dritten Kapitels. Vor dem Hintergrund der Debatten zum Erziehungsgeld untersucht Sarah Summers die Langlebigkeit traditioneller - geschlechtssegregierender - Arbeitsstrukturen und deren Auswirkungen auf familienpolitische Ordnungsvorstellungen. Vice versa beschäftigt sich Monika Mattes in ihrer Untersuchung zur Einführung der Ganztagsschule in Deutschland mit den Barrieren von Arbeitnehmerinnen, die nicht zuletzt durch strukturelle Defizite im Sozial- und Erziehungssystem in ihrer freien Berufswahl behindert wurden. Leider musste an dieser Stelle der vorgesehene Kommentar entfallen. Unter dem Themenkomplex Sexualitäten und Körper beschäftigen sich Artikel von Eva-Maria Silies und Benno Gammerl sowie ein Kommentar von Peter-Paul Bänziger mit der These, dass es in den sechziger Jahren zu einem grundlegenden Bruch in der Erfahrung von und der Beschäftigung mit Körper und Körperlichkeit gekommen sei. Eva-Maria Silies fragt in diesem Zusammenhang nach Veränderungen in Verhaltensdispositionen von Frauen und Männern, die die Einführung der hormonellen Verhütung mit sich gebracht hat. Inwiefern sich die Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit grundsätzlich veränderten, geht Benno Gammerl am Beispiel von Kontaktanzeigen homosexueller Frauen und Männer in se

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