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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783866384385
Sprache: Deutsch
Umfang: 120 S.
Einband: Paperback

Beschreibung

Paula Macedo Weiß legt nach ihren beiden vielbeachteten Büchern 'Es war einmal in ­Brasilien' und 'Reden wir über Demokratie!' eine Gemeinschaftsarbeit vor: Zusammen mit Aurea Pereira Steberl (im Foto von Dominik Mentzos rechts) erzählt sie ­deren Lebens­geschichte zwischen Armut und Chancenlosigkeit in Brasilien und der Eingliederung in Deutschland. Diese Reise von Aurea Pereira Steberl und Paula Macedo Weiß war eine Einladung zur Selbstreflexion, eine Gelegenheit, sich selbst neu zu definieren und zu schmerzhaftem Lernen. Es war dabei nicht um den Anspruch auf Neutralität oder gar Wahrheit zu tun. Das Buch ist ein Gemeinschaftswerk, das Ergebnis von Aurea Pereira Steberls Erzählen und Paula Macedo Weiß Schreiben. Basierend auf einer wahren Begebenheit, ist dieses Buch die Summe unterschiedlicher Perspektiven und Lebenssituationen der beiden Autorinnen - eine geteilte Fiktion und ein gemeinsamer Traum. Der jungen Aurea war klar geworden, daß sie aus dem Elendskreis von Armut und Bildungsferne, aus Chancenlosigkeit und systemischer Diskriminierung als schwarze Frau zuhause in Brasilien nicht würde herausgelangen können - sie wagte die Übersiedelung nach Deutschland. Schon dies ist vor dem Hinter­grund ihres prekären Ausgangspunktes ein gigantischer, kaum vorstellbar mutiger Schritt. Und was folgt ist eine Serie von tapferem Durchhalten, be­herzter Selbstbehauptung und unermüdlich wiederholter Einforderung grund­legender menschlicher Ansprüche. Paula Macedo Weiß tritt in dieser Konstellation erneut als Botschafterin Bra­si­liens und seiner Menschen auf, baut Brücken zum Verständnis zwischen Europa und Südamerika, plädiert wiederum für den Dialog und den Ausgleich zwischen den gesellschaftlichen Extremen. Und Aurea Pereira Steberl schenkt uns Einblicke in eine hoffnungsstarke Biographie und die Bestärkung in der Gewißheit, daß wir unser Leben gestalten können - und müssen!

Leseprobe

Vorbemerkung von Aurea Pereira Steberl Irgendwann einmal suchte ich spirituellen Rat, weil ich wieder einmal an eine Weggabelung gelangt war, keinen Ausweg fand, wie so oft. Ich schlug mich durchs Leben, und das setzte Tag für Tag alles daran, mir noch eins auszuwischen. Die Antwort lautete: Es wird der Tag kommen, an dem dein Stern strahlt. Ich hielt es für eine Metapher und wartete jahrelang, irgendwann glaubte ich nicht mehr an das Orakel. Nun, 25 Jahre später, fängt mein Stern doch noch zu funkeln an mit diesem Buch. Paula kam, hat mir zugehört, hat sich meiner Geschichte angenommen und sich kopf­über hineingestürzt in dieses Buch. Schon lange hatte ich mir überlegt, meine Geschichte einmal aufzuschreiben, aber ich wusste nie, wo ich anfangen sollte. Paula hat diesen Traum nun verwirklicht. Ich wollte Anerkennung, eine Stimme haben, gehört werden. Ich wollte auch anderen Frauen in ähnlichen Situationen ein Beispiel sein: So sehr man auch versucht, dich zu unterdrücken, geh weiter, vertraue auf dich und sei zuversichtlich. Ein Sprichwort sagt: Ein Mensch sollte drei Dinge im Leben tun: ein Kind bekommen, einen Baum pflanzen und ein Buch schreiben. Die ersten zwei Dinge habe ich im Lauf eines halben Jahrhunderts Leben geschafft, das dritte, dachte ich, würde ich nie erreichen. Nun, in fortgeschrittenem Alter, als ich längst keine Hoffnung mehr hatte, setzt sich Paula dafür ein. Ich kann also sagen, dass meine Zuversicht nach zwei Jahrzehnten obsiegte. Mit Intelligenz, Schläue, Liebe und Gerechtigkeitssinn, den vier göttlichen Eigenschaften, die mir vermacht wurden, ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Ich denke 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche an dieses Buch und hoffe, es macht mich sichtbar. Ich habe immer so viel getan, und niemand hat meinen Kampf anerkannt. Meine Geschichte zu erzählen und gesehen zu werden, war immer schon mein großer Traum.