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Knochenwald

Historischer Kriminalroman

Erschienen am 10.03.2008
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442368501
Sprache: Deutsch
Umfang: 443 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 20.6 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Mord und Reliquienhandel, Pilgersehnsucht und Aberglaube, ein Fischkopp in Bayern und eine verschwundene Goldschmiedin Bayern 1392: Eigentlich ist der bärbeißige Lübecker Patrizier Rungholt auf Wallfahrt zu den heilsamen Reliquien in München. Doch der Weg zur Absolution ist äußerst mühsam, und so kommt Rungholt ein Auftrag reicher Münchner gerade recht: Er soll die vermisste Frau eines Goldschmieds finden. Eine harmlose Bitte - mit tückischen Nebeneffekten, denn die Spuren führen nicht nur bis in die Residenz zu Johann II von Bayern, sondern auch zu den Mönchen, die die verehrten Reliquien hüten. Und sie führen vor die Tore der Stadt, dorthin, wo den Gerüchten nach, Jungfrauen entführt werden und sich Unheimliches tut in einer alten Mühle im Knochenwald. Rungholts 3. Fall führt den sturschädeligen Lübecker Ermittler bis nach Bayern. Nominiert für den »Glauser«-Krimipreis!

Autorenportrait

Derek Meister wurde 1973 in Hannover geboren. Er studierte Film- und Fernsehdramaturgie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg und schreibt erfolgreich Serien und abendfüllende Spielfilme fürs Fernsehen. Seit seinem ersten, für den Glauser-Krimipreis nominierten historischen Kriminalroman Rungholts Ehre hat er bereits vier weitere historische Kriminalfälle rund um den bärbeißigen Ermittler Rungholt verfasst. Derek Meister lebt mit seiner Familie in der Nähe des Steinhuder Meers.

Leseprobe

Prolog Verkrüppelte Fichtenstämme schlugen dem Lichtfuchs entgegen. Der Mond wischte mit bleichem Licht hinter den Ästen vorüber, erweckte Schatten zum Leben. Dario hörte Leder reißen und sah seine Kisten vom Pferderücken rutschen und klatschend im Nassen landen. Für einen hektischen Moment befürchtete er, auch sein Weib könne vom Pferd gerissen werden. »Hast du dich verletzt?« »Nein. Schneller.« Dario trat dem schweren Hengst in die Seite. Er spürte, wie das Tier trotz der umgehängten Leinensäcke noch einmal an Geschwindigkeit gewann. Das Pferd schnaubte vor Anstrengung. »Ist er noch hinter uns?« Dario riss seinen Kopf zur Seite, doch die gedrungenen Bäume versperrten ihm die Sicht. »Wir müssen im Wald bleiben. Wenn wir es bis zum See schaffen.« »Da! Siehst du ihn? Dario, rechts!« Erschrocken blickte Dario zur Seite und erkannte nur einige Lidschläge lang den Schatten eines schlanken Reiters. Der Mann beugte sich im Galopp hinab, um nicht von einem der Äste getroffen zu werden. Keine fünf, sechs Klafter neben ihnen. Als das Gestrüpp lichter wurde, erkannte Dario mehr: Der Unbekannte ritt beinahe mit ihnen gleichauf, er hatte einen Lederpanzer umgeschnallt und steckte soeben sein Schwert zurück in den Gürtel, um mit beiden Händen die Zügel fester greifen zu können. Und plötzlich erschien es Dario, als lächle der Mann ihnen zu, als verhöhne er sie beide mit einem Grinsen. Doch dann wurde Dario bewusst, dass es keine Zähne waren, die er im Mondlicht hatte aufblitzen sehen, sondern der Stahl einer Klinge. Erneut gab Dario dem Lichtfuchs die Hacken, er konnte spüren, wie sich der Griff seiner Geliebten in seinem Wams verkrampfte, während der Hengst über morsche Baumstämme sprang. Dario wurde nach vorne gerissen, als das Pferd knöcheltief im Morast landete. Verzweifelt klammerte sich Dario an die Mähne und schrie seiner Geliebten zu, nur nicht loszulassen. »Was tut er?« Dario versuchte, einen Blick auf den Mann zu erhaschen, doch ein Ast peitschte seine Wange und riss sie auf. »Ich weiß nicht!« Ihre geschriene Antwort vermischte sich mit dem Schnauben des Hengstes und dem Hämmern seines Herzens. Das Tier galoppierte zwischen Fichten und Erlen hindurch, sprang über ein hüfthohes Gebüsch, und mit einem Mal waren sie nicht mehr im dichten Wald. Schlagartig hatten sich die Bäume gelichtet, und nur noch wenige Birken, gedrungene Weiden und die verfaulten Stämme von umgeknickten Erlen des Bruchwaldes staken aus dem Morast. Der Hengst preschte hinaus auf die Fläche des Bruchs und hinein in Farne und Riedgräser. Dario spürte, wie das schwere Tier bei jedem Schritt einsank, er riss die Zügel zurück und verhinderte mit knapper Not, dass das Pferd stürzte. Wasser spritzte bei jedem Schritt auf. »Wir müssen zurück«, rief sie. »Dario, bitte!« Sie hatte ja recht, aber was sollte er tun? Ihrem Verfolger direkt in die Klinge laufen? Nervös sah Dario sich noch einmal um. Dort hinter den moosbewachsenen Weiden - kaum im blauen Mondlicht vor der dunklen Wand des Waldes zu erkennen - huschte er entlang. Doch der Schatten hielt sich hinter den Bäumen und folgte ihnen aus irgendeinem Grund nicht. Ein jähes Aufblitzen. War es das Blitzen der Klinge, die bereits. »Ich weiß, ich weiß! Wir. Ich. Ich versuche, dort rüberzureiten!« Dario hatte eine kleine Insel aus Büschen im Moor ausgemacht und lenkte den Lichtfuchs darauf zu. Fluchend blickte er auf die Beine des Pferdes hinab. Der Hengst hatte Mühe, die Hufe aus dem Schlick zu ziehen. Etwas traf den Hals des Hengstes und blieb stecken. Das Tier scheute und quiekte wie ein Schwein auf der Schlachtbank. Dario wollte nach dem Ding greifen, es dem Pferd herausziehen, aber der Hengst stieg so stark in die Höhe, dass ihm die Zügel aus der Hand gerissen wurden. Plötzlich spürte Dario einen Stich in seiner Seite. Eine Spitze hatte auch ihn getroffen. Ein Wurfmesser. Er griff danach, brach es aber beim Herausreißen ab und schrie auf. Stark blutend versuchte er panisch, das Gleichgew Leseprobe