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Nach der Bombe

Roman

Erschienen am 01.11.2004
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453530041
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

»In einer Zeit, in der die meisten Science-Fiction-Autoren des 20. Jahrhunderts hoffnungslos veraltet wirken, liefert Dick uns eine Vision der Zukunft, die den Zeitgeist trifft!« Rolling Stone

Autorenportrait

Philip K. Dick (1928-1982), Science-Fiction-Genie und brillanter Beobachter der amerikanischen Alltagskultur, schrieb unter anderem die Vorlagen zu den Filmen "Blade Runner", "Total Recall"," Minority Report", "Paycheck" und "A Scanner Darkly" und gilt he

Leseprobe

Früh an einem strahlenden, sonnenklaren Vormittag kehrte Stuart McConchie den Gehsteig vor Modern TV Sales & Service. Er hörte die Autos auf der Shattuck Avenue und die eilig klappernden Absätze der Sekretärinnen, die auf dem Weg ins Büro waren, und er freute sich über die Geräusche und Gerüche einer neuen Woche, die einem Verkäufer die Chance zu guten Geschäften bot. Er dachte an sein zweites Frühstück, ein heißes Brötchen und Kaffee, so gegen zehn. Er dachte an die zurückliegenden Beratungsgespräche mit Kunden, die vielleicht alle schon heute zum Einkaufen wiederkommen würden, und an sein überquellendes Auftragsbuch. Beim Fegen trällerte er ein Lied aus dem neuen Buddy-Greco-Album und überlegte, wie es wohl wäre, ein weltberühmter Popstar zu sein und im Harrah's in Reno oder in den sündhaft teuren, exklusiven Clubs in Las Vegas aufzutreten, die er noch nie gesehen, von denen er aber schon so viel gehört hatte. Er war sechsundzwanzig Jahre alt und war bereits mehrmals, immer am Freitagabend, von Berkeley aus auf dem zehnspurigen Highway nach Sacramento und dann über die Sierras nach Reno gefahren, wo man spielen und Frauen aufreißen konnte. Als Angestellter von Jim Fergesson, dem Besitzer von Modern TV, bekam er ein Grundgehalt plus Provisionen, und weil er ein Verkaufsass war, verdiente er ziemlich gut. Außerdem liefen die Geschäfte in diesem Jahr ohnehin hervorragend. 1981 war wieder so ein Boomjahr, in dem Amerika stärker und mächtiger wurde und alle Leute mehr Geld nach Hause brachten. 'Morgen, Stuart.' Ein Mann mittleren Alters ging mit einem Nicken an ihm vorbei - Mr. Crody, auf dem Weg zu seinem kleinen Juwelierladen auf der anderen Straßenseite. Nach und nach machten nun alle Geschäfte und Büros auf - es war nach neun -, und auch Dr. Stockstill erschien, Psychiater und Spezialist für psychosomatische Beschwerden, um seine gut gehende Praxis in dem gläsernen Bürohochhaus zu betreten, dessen Bau die Versicherungsgesellschaft mit einem Teil ihrer Überschüsse finanziert hatte. Dr. Stockstills teurer ausländischer Wagen war auf dem Parkplatz abgestellt - die Tagesgebühr von fünf Dollar konnte er sich problemlos leisten. Gleich darauf traf seine hübsche, langbeinige Sekretärin ein, die einen Kopf größer war als er. Und nicht lange, dann kam auch schon der erste Spinner dahergeschlichen und näherte sich schuldbewusst und verstohlen der Praxis. Eine Welt voller Spinner, dachte Stuart, der das Ganze auf seinen Besen gestützt beobachtete. Psychiater verdienen ein Schweinegeld. Wenn ich zu einem Psychiater müsste, würde ich den Hintereingang nehmen, da könnte mich niemand sehen und auslachen. Vielleicht machen das ja auch einige, vielleicht hat Stockstill tatsächlich einen Hintereingang. Für die Verrückteren oder besser für die, die sich nicht zum Gespött der Leute machen wollen, die einfach nur ein Problem haben, die sich zum Beispiel Sorgen machen wegen der Strafaktion in Kuba, die eigentlich gar nicht verrückt sind, sondern nur - beunruhigt. Auch er war beunruhigt, weil er immer noch damit rechnen musste, zum Kubakrieg einberufen zu werden, der wieder einmal in den Bergen feststeckte - und das trotz der neuen Splitterbomben, mit denen man die Schlitzaugen überall erwischen konnte, auch wenn sie sich noch so tief eingruben. Er machte dem Präsidenten keinen Vorwurf - was konnte denn der Präsident dafür, wenn sich die Chinesen unbedingt an ihren Pakt halten mussten? Das Dumme war nur, dass von den Kämpfen mit den Schlitzaugen fast kein Soldat ohne Virusinfektion nach Hause kam. Und der Virus ging wirklich auf die Knochen - dreißigjährige Kriegsheimkehrer sahen aus wie vertrocknete Mumien. Stuart McConchie konnte sich nur schwer vorstellen, wie er nach so einer Tortur wieder in seinen Beruf zurückkehren und Fernseher verkaufen sollte. 'Morgen, Stu.' Die Stimme einer jungen Frau ließ ihn aufschrecken. Es war die kleine, dunkeläugige Kellnerin vom Edy's. 'Schon so früh am Tagträumen?' Sie ging mit einem Lächeln auf den Li Leseprobe