0

Vögelfrei

eBook - Roman

Erschienen am 10.07.2009, 1. Auflage 2009
Auch erhältlich als:
9,99 €
(inkl. MwSt.)

Download

E-Book Download
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783641010492
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S., 2.58 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Ein erotisches Roadmovie durch die Abgründe der Lust

»Ein Jahr lang hatte ich einen Freifahrtschein. Mein Mann hat ihn selbst unterschrieben: Zwölf Monate lang darf ich ficken, vögeln, lecken und lutschen und ganz allgemein tun und lassen, was ich will, mit wem ich will, wie oft ich will, wann ich will. Und ich hatte nicht nur die Erlaubnis. Ich hatte das Recht dazu.«

Autorenportrait

Sophie Andresky, geboren 1973, lebt als freie Autorin in Berlin. Mit ihren Kurzgeschichtenbänden und dem Roman Vögelfrei wurde sie zur erfolgreichsten Erotik-Autorin Deutschlands. Ihre Artikel erschienen in zahlreichen Magazinen, derzeit ist sie Kolumnistin bei der JOY und www.joyclub.de

Leseprobe

APERITIF:
Champagner
mit Holunderblüte in Sirup

Ich bin Romantikerin. Und ich liebe das Schöne.
Aber der Sex an sich, zumindest, wenn er geil ist, wenn zwei glitschige, prall durchblutete Körperteile ineinandergleiten, wenn schweißnasse Körper so verknotet werden, dass sich an manchen Stellen Wülste rollen, an anderen Stellen die Knochen hervortreten, wenn sich die Gesichter verzerren, die Augenlider flattern und alle Beteiligten Grunzlaute erzeugen, die klingen wie eine Mischung aus angeschossenem Bär und kalbender Hirschkuh, dann ist das weder romantisch noch schön im Sinne des Musikantenstadls. Und trotzdem ist es großartig. Es hat nichts zu tun mit flatternden Negliges im Mondenschein oder süßem Gehauche wie gezuckerte Rosenblätter. Das ist dann echter Sex. Sex für große Mädchen. Und darum geht es. Um Fick-mir-das-Hirn-raus-Sex.
Ich sehe mich um. Alles hier in meinem Palast, in dem wir das heutige Fest feiern werden, ist Musikantenstadlwunderschön: Die brennenden Kerzen auf den riesigen silbernen Ständern verbreiten eine flimmernde Schwüle, eine knisternde, flirrende Oasenluft in meinem Salon. Die Brokatstoffe türmen sich auf den Sofas und Sesseln, als wären sie von einer hastig beendeten Orgie übrig geblieben. Meine beiden dicken Kastratenkater räkeln sich schnurrend darauf und lecken sich die buschigen Schwänze und das weiche Pudelfell am Bauch. Ganz ähnlich klingen die vielen kleinen und großen, bunten und silbernen Dildos, die ich in den Blumenkübeln verteilt habe und die wie abstrakte Kunst aussehen. Von der Decke hängen die Vogelkäfige, die ich während der letzten Jahre auf Flohmärkten und Auktionen gekauft habe und in denen man Knäuel aus bunten Seidenstoffen, Gefäße mit dampfendem Trockeneis oder Blumen bewundern kann. Der Duft von Vanille und meinem Maiglöckchenparfüm schwebt im Raum, und auf dem üppig gedeckten Tisch sehe ich zwischen den funkelnden Bestecken, den Kristallgläsern und den Buketts aus Papageienblüten die Pomelo-Schnitze leuchten.
Auf jedem der sieben Plätze steht ein Schälchen mit bereits angerichtetem Salat und darauf - wie geöffnete feuchte Mösenspalten - das Fruchtfleisch der Pomelos. Die Gäste müssen jeden Moment eintreffen, und ich gebe Jannik ein Zeichen, damit er die Holunderblüten in die Gläser verteilt, kaum bedeckt vom Sirup, und dann den Champagner darübergießt. Der ist so kalt, dass die Gläser beschlagen. Seine weiß behandschuhten Hände stellen den Holunderblütenaperitif auf den kleinen Beistelltisch. Ich nehme mir noch ein Glas, als er mit dem Tablett an mir vorbeikommt.
Ich hatte schon das eine oder andere, aber angeschickert bin ich als Herrin des Hauses einfach am besten. Das ist ein Gesetz: Der Fisch in der Pfanne muss schwimmen, und die Gastgeberin an der Tafel auch. Dafür sorgen nicht unerhebliche Mengen Champagner - aber was soll's, mein Mann bunkert genug davon im Keller. Auch unter der Tischkante, zwischen den Beinen der Gesellschaftsdame, hat es feucht zu sein.
Darum kümmert sich in meinem Fall der Caterer. Das hatte ich schon lange vorher bei der Planung dieses Festes beschlossen. Er ist sozusagen das Amuse-Gueule meiner Dinnerparty, der Gruß aus der Küche, und als solcher auch für mich eine Überraschung. Denn ich bin nicht vorher durch die Feinkostläden gezogen auf der Jagd nach dem attraktivsten Fahrer. Ich habe nicht weißteigige Metzgerhände verglichen mit den gebräunten schlanken der spanischen Aushilfen. Ich habe einfach das Dinner bestellt und gewartet, was auf mich zukommt. Wer auf mich zukommt. Heute Abend nehme ich als Auftakt jeden - das gehört zum Spiel. Ein letztes Blind Date zum Abschluss. Vögel-Roulette könnte man das nennen, rien ne va plus.
Der wird es also.
Er ist knapp eins sechzig groß und hat eine beginnende Halbglatze. Alle Gerüchte über den Zusammenhang zwischen männlichem Haarwuchs und Potenz, dass die mit dem Affenfell auch ficken können wie ihre Kumpels im Zoo, sind Quatsch. Zwar kenne ich kahlköpf diesem gerade vergangenen wilden Jahr ficken werde. Denn dies hier ist der krönende Abschluss meiner Vögelfreiheit. Ein Jahr lang hatte ich einen Freifahrtschein, mein Mann hat ihn selbst unterschrieben: Zwölf Monate lang darf ich ficken, vögeln, kohabitieren, lecken, lutschen und ganz allgemein tun und lassen, was ich will, mit wem ich will, wie oft ich will, wo ich will, wann ich will. Und ich hatte nicht nur die Erlaubnis. Ich hatte das Recht dazu.
So stehe ich jetzt an den Flügel gelehnt da in meinem engen schwarzen Kleid und lasse die nackten Arme ausgebreitet auf dem Instrument liegen. Die breite Narbe, die wie ein Stammeszeichen meinen rechten Oberarm vertikal durchschneidet, ist bei der schummrigen Beleuchtung mit den vielen flirrenden Farben und Spiegelungen kaum zu sehen, und sie geht ihn auch nichts an. Und obwohl von den Dutzenden winzigen Knöpfen an der silbernen Borte, die das Kleid vom Hals bis zu den Knöcheln zusammenhalten, kein einziger geschlossen ist, er also freien Blick hat auf meine nackte Haut, meine Brüste, meine blitzblank rasierte Möse, versucht er immerhin, mir ins Gesicht zu sehen. Das ehrt ihn, ist aber zwecklos, denn das Kleid hat am Rücken eine große weite Kapuze, die ich bis in die Stirn gezogen habe, sodass ich wie eine augenlose Priesterin am Flügel stehe und die Beine aneinanderreibe.
Er weiß nicht, was er tun soll, zwirbelt an seiner Uniformjacke herum, schluckt hart, tritt von einem Fuß auf den anderen.
Leseprobe
Leseprobe

Informationen zu E-Books

„E-Book“ steht für digitales Buch. Um diese Art von Büchern lesen zu können wird entweder eine spezielle Software für Computer, Tablets und Smartphones oder ein E-Book Reader benötigt. Da viele verschiedene Formate (Dateien) für E-Books existieren, gilt es dabei, einiges zu beachten.
Von uns werden digitale Bücher in drei Formaten ausgeliefert. Die Formate sind EPUB mit DRM (Digital Rights Management), EPUB ohne DRM und PDF. Bei den Formaten PDF und EPUB ohne DRM müssen Sie lediglich prüfen, ob Ihr E-Book Reader kompatibel ist. Wenn ein Format mit DRM genutzt wird, besteht zusätzlich die Notwendigkeit, dass Sie einen kostenlosen Adobe® Digital Editions Account besitzen. Wenn Sie ein E-Book, das Adobe® Digital Editions benötigt herunterladen, erhalten Sie eine ASCM-Datei, die zu Digital Editions hinzugefügt und mit Ihrem Account verknüpft werden muss. Einige E-Book Reader (zum Beispiel PocketBook Touch) unterstützen auch das direkte Eingeben der Login-Daten des Adobe Accounts – somit können diese ASCM-Dateien direkt auf das betreffende Gerät kopiert werden.
Da E-Books nur für eine begrenzte Zeit – in der Regel 6 Monate – herunterladbar sind, sollten Sie stets eine Sicherheitskopie auf einem Dauerspeicher (Festplatte, USB-Stick oder CD) vorsehen. Auch ist die Menge der Downloads auf maximal 5 begrenzt.